Michael Benedikt

Lebenswelt zwischen Cyberspace und Anthroponarzißmus

Vorwort: Hegels ungaublicher Unglauben

Noch vor Marx´, Nietzsches und der modernen Positivisten Immanenz-Regulativ als Vorbereitung der Postmoderne kann man wohl Hegel als den Inaugurator dieses Events fassen.

Die Kenntnisse religiöser Traditionen Hegels sind, wie aus den Schriften vor 1800 zum Judentum, aus der reiferen Arbeit Wissen und Glauben und deren vorangehenden plotinisch-triadischen Beispielen der Divergenzen spekulativer Betrachtung  des Glaubens auftreten, namentlich aber der “Phänomenologie“ in der Darlegung von sinnlicher Gewissheit als des  Scheins des Absoluten im neuen  Glanz der Manifestation des Geistes selbst – bis zur monophysitischen Aufhebung des Glaubens in das sich wissende Wissen, später,  also noch nach Logik und Enzyklopädie – als karg zu bezeichnen. Die Vorlesungen zur Religionsphilosophie folgen in weiten Partien Augustinus´ “De Trinitate“, denen gemäß auch die Rezension zu Hamann sowie  diejenige zu Hinrich traditionell so auffallen,­ daß zumindest hier Gadamer recht zu geben ist, da er vor 40 Jahren zu Wien in Augustinus (bis zu Hegel) den christlichen Inaugurator der Philautie sieht. Zuletzt ähneln aber formal die Vorlesungen zum unum argumentum Anselms - seit Gauclenius als das ontologische oder das Argument der apriorischen Art angesehen - die nach Chr. Wolffs lateinischer Version nun und fürderhin als philosophisch-katholisch zu lesen seien, einigen Zügen dominanter Transzendentalphilosophie. Diese Kenntnisse also sind weder aus den Quellen hochmittelalterlicher Erfahrung der differenzierten dynamischen Umkehr innergöttlicher Ökonomie (wie seitens der Schule von St. Victor), noch auch aus den alexandrischen, kappadokischen, syrischen, ostafrikanischen oder später byzantinischen Traditionen einsichtig: Sie beziehen sich vielmehr, wie in der Vorlesung zur Religionsphilosophie, im wesentlichen eben auf Augustinus, dessen stoische Interpretation für ihn teils der paulinisch römischen (syrischen) und türkisch-griechischenen Brief-Schriften, teils der Bibelauslegung Luthers, namentlich des Paulus und der Gruppe um Johannes relevant sind. Das eschatologische Moment wird weitgehend durch Säkularisierung ersetzt.

Vielfach unbemerkt ist jedoch über das karge Traditions- und Eschatologiebewußtsein  hinaus zweierlei: Zunächst die Abhängigkeit der Tübinger höheren und hohen Schule von Oetinger, der seinerseits vielfachen Kontakt mit Swedenborg, namentlich mit dessen Frage nach zwei Differenzen festhält: Einmal des Urwesens gegenüber der liturgia caelestia gemäß Clemens, Origenes, Basilius, den beiden Gregor und Johannes Christostomos, im Gedenken Athanasius´, anderseits mit Bezug auf die “äußere Ökonomie“ der Trinität des dynamischen “Urwesens,“  in dessen Fortgang wir instar relationis primae, der Entäußerung des Urgrundes als sich seiner Allmacht begebenden, somit von sich beschränkender pater, dessen versuchte Supplierung des Fürsten der Welt und Lügners von Anbeginn, wie auch immer dieser Erste Lichtfürst in die Umkehr des pneuma als Schöpfungsmacht der gezeugten sophia, ihrer Umwendung teils als sanftes Gesetz, als Variation aller möglicher Welten, teils aber als Ursprung des Prinzips des Bösen  fallen mag. Hegels weithin Augustinus folgende Konzession an Säkularisierung (gemäß “De Trinitate“ und “De civitate Dei“) sind nun Anlässe dieser Modernität gemäß der Manifestation innerhalb eines zerbrechenden Reiches, und sie wurde immer auch so verstanden: allerdings nicht derart extrem, wie Hegel etwa die“drei evangelischen Räte“ in drei seiner Schriften als Obödienz anerkannter Autorität, als christlich erlaubte Ehe, als sparsamen Bürgersinn, auslegt und dadurch den drei relationalen Explikationen, wie sie Richard v. St. Victor verfolgt, als obsolet, und der modernen Zeit als Episode preisgegeben ist. – Es folgen die von mir  vorzutragenden Thesen:

1. Dem herkömmlichen Wissen, aus vorsokratischer bis Kant´scher Transzendentalphilosophie wird die Transformation von Glauben in die Demarkation philosophischen Wissens seitens Hegel weitgehend abgesprochen: Transzendentale Aufklärung (Von Descartes bis Leibniz) und der ihr pas en deux einherschreitende Anspruch der Erkenntnis verfallen beide dem Mittelmaß bloßer Vorstellung.

2. Drei Varianten der Dialektik, darunter die negative Bestimmung der in Negation begriffenen Bewegung, sei es in Natur oder im Bewußtsein, bilden den (nestorianischen) Ansatz: es folgt die Dialektik des Umschwunges gesellschaftlicher Verhältnisse, der Restauration nach Revolution, schließlich diejenige der Gunst der Natur, sie mit günstiger Perspektive kunstvoll zu betrachten; endlich wird das Wechselspiel von je Einer zu Anderer Unausgeglichenheit durch  Manifestation dieses Anderen, der in sich zerrissenen Vernunft, durch Manifestation des Absoluten, dessen Anderes im Zu-Sich-Kommen des wechselweisen im Kampf des Außer-Sich-Seins uns selbser - monophysitisch (nach Eutyches) - in den Geist - nach M. Sgalambro oder R. Girard7 als spiritus malignus, Lügner von Anbeginn und Fürst dieser Welt – vereinnahmt.

3. Die grundlegende Vorführung läßt aber Augustinus´ Analogien stoisch-paulinischer Stufung von soma, psyche, pneuma hinter sich, um aus triftiger Erfahrung das je Andere vernünftigen Geistes im Sprachausdruck8 seiner Darstellungen gemäß dem linguistisch (als Schluß-Argumentation) verfahrenden Retorsiven unserer Zetetik die Strukturformel des reduplizierten Im-Anderen-bei-Sich-Seins einmal aufzuweisen; das Kompositive des vernünftigen Glaubens hat sich aber durch jene Vereinnahmung offener Welt gegenüber zu bewähren: doch nun als Maß des Aus-Sich-Heraustretens gegen Vereinnahmung eben durchzusetzen.

4. Zu bezweifeln ist, ob die als “evangelischen Räte“ bekannten Bürgertugenden gelegentlich jenes Aus-Sich-Heraustretens nicht gerade einerseits denjenigen Streit und Krieg stiften, dessen absolute und dialektische Versöhnung anderseits im hagion pneuma unmöglich passiert, hingegen dem angeblich Erstgeborenen Lichtfürsten (vgl. R. Girard) ins Netz gehen.

5. Diese Säkularisierung trifft aber immer entweder eine Population monophysitisch als Geistperversion des Zu-Sich-Selbst-Kommens im Schwinden des Verwandlungsglaubens zuungunsten des Heils der je Anderen, Ungläubigen, oder aber auf eine (pelagianische) Unterdrückung der nach Kol.1, 24 erst die Gottheit als deren Abgrund aufzufüllende menschliche Dimension des In-die-Fremde-gehenden, den gezeugten logos  wieder und wieder instaurierenden Leids, Charakter eben unserer Lebenswelt.

6. Solche Versionen treffen weder die Basis christlicher Religion und die bloß als Geheimnis festgehaltene Frage nach dem Ursprung nicht nur der Kontingenz, vielmehr der Freiheit des Bösen; noch auch sind sie Basis für moderneres Auseinandertreten gemäß einer Passage zwischen Cyberspace und Anthroponarzissmus, entsprechend der Entschlüsselung der z, entsprechend der Entschlüsselung der zyklischen Gewalt mimetischen Begehrens im Narzißmus des reduplizierten Im- Anderen-bei-Sich-Seins.

7. Es läßt sich aber zweierlei zeigen: Cyberspace und Anthroponarzißmus sind moderne Formulierungen Hegel´scher Dialektik des Selbstbewußtseins im subjektiven Geist der Naturbeherrschung und bedürfen der Spiegelung des spiritus malignus Descartes´ bis heute; so wie Anthroponarzißmus (zuerst Ethikotheologie); hingegen von, Descartes bis Hegel “objektive“ Rückbindung vorausgehender “Kränkung“ absoluten Auf-Sich-Bezogenseins (Sgalambro, Girard) beansprucht,:ducis mundi. Dessen Ungrund ist Perversion reiner Identität, absoluen Selbstbezugs und dem Glauben, selbst dem Verwandlungsglauben der Bonität Anderer fremd, wird als Unvernünftigkeit außer Rand und Band bezeichnet.

8. Ausweg ist  einerseits passage zwischen Cyberspace, dessen Verwechseln, Verkehrungen mit Lebenswelt, anderseits dem Anthroponarzißmus --  Rückschlag des zum Geist pervertierten toten Gottes –  im Maß des Machtwillens, dessen Hingabe an Anderes ohne Vereinnahmung, zugleich Dechiffrierung des mimetischen Zirkels einer als Opfer exkludierte, sodann erst als sakrosankter Ursprung einer Gründungsperformation Eingeholtes: Magie der Vernunft also.

9. Weder Marx noch Heidegger erreichen jene Passage des Von-Sich-Absehens zugunsten von feoff statt Besitz, Kooperation statt Kompetition, von abstraktem Tausch gegen Gabe an Bedürftige; diese Bezüge sind Momente der Dechiffrierung abstrakter Relationen, deren Fülle und Gleichheit Richard v. St. Victor (ähnlich Kant) dem Urwesen  zusagt und sich als  Basis sowohl der Relations- wie der Modalkategorien herausstellt.

10. Damit wird uns der Vorrang (gleich wie bei Kant) der Gläubigkeit – Wohl des Nächsten – vor dem Wissen, Abwerbung gegenüber dem pervertierten Geist (Reduplikation des Im-anderen-bei-Sich-Seins) und Lügner von Anbeginn auch der Zugang zur dynamischen Erweiterung des Urwesens  gemäß dessen Von-Sich-Absehen in Beschränkung der Allmacht (zugleich Umkehr seines zeugenden Hervorbringens), zur Selbstbeschränkung des logos – Abgrund der Vernunft –  in seiner Präszienz bzw. der Folgen der Umwendung der Gegenbezüglichkeit in der Perversion des Geistes führen, welcher die primäre Wendung des pater als Autor und Inkarnation Erster Menschen so boykottiert, daß Verzicht auf Allmacht und Präszienz zur Verkehrung der sophia entarten. Gegenbezüglichkeit wider den perversen Um-lauf des Geistes (als Gegenlauf) provoziert Hegels “Wissen“ gegen Verwandlungsglauben.

11. Jene Perversion besteht nun darin, daß das jeweils Andere des zum Von-Sich-Absehen immer schon transformierten Urwesens der Gottheit die wohldifferenzierbare Dialektik der genannten “Kategorie“, also das Von-Sich-Absehen gegenüber dem Vereinnahmen nicht auseinander halten kann: deshalb, weil in jedem Wissen, Hervorbringen, Handeln immer schon jene Kategorie, deren Ursprung als In-Sich-bei-Sich-Selbst-Seins dem zweifachen Verzicht von Allmacht, von Präszienz  entzogen ist. Nur im Durchgang durch die Weisheit als inkarniertes pneuma: Einheit von Urgrund und Abgrund, kann die Perversion des Ungrundes der Sophia dechiffriert, also unterschieden sein. Da dies eben durch die Macht des Lügners von Anbeginn nicht Sache des inkarnierten Urgrund als pater ist, vielmehr, nach dessen fehlgeleiteter Antizipation, ein bloßes Ähnlichkeitsbild verbleibt, ist erst dessen Nachkommenschaft zu dieser Unterscheidung tauglich, als Inkarnation des logos. Dies ist Verheißung auch der Wiederkehr der zuerst verfehlten Inkarnation des Urgrundes.

12. An unserem Glauben, Verwandlungsglauben, liegt es, jene Verstellung der Ungleichheit der Gestalten der Dynamik des Urwesens Gottes aus ihrer Homoiousie in deren Homoousie mitzuführen. Damit ist in jene ursprüngliche Dimension einzugehen, da zuallererst sich der Urgrund der Allmacht die Fülle der Variationen des inkarnierten pneuma als Weisheit der Inkarnationsintention ausgesetzt hatte, wodurch der Archonten Ursprünglichste (wenn auch durch Sophia als geschaffen hindurchgegangen) als Lichtsohn den logos nicht erkannte, vielmehr ihn der Versuchung, so wie unsereins aussetzt. Mit Bezug auf den “Baum des Lebens“, Metapher für die künftige Inkarnation des Anfangs, liegt es auch an uns, das Absolute des in sich gekehrten, jede Anderheit zum Schein bestimmende Konfiguration jenem Lichtfürsten, Lügner von Anbeginn, abzuwerben, dem Umlauf vorgeblich wissender “negativer Philosophie“ und deren “wissenschaftlicher“ Dialektik den Gegenlauf glaubender Intention zur Bonität der Handlungsfolgen anderer ins rechte Licht zu wenden. Die Homoiousie unserer realer Potentenzen ist dadurch als Gestalten gleicher Gottheit - wenn auch divergenter Bezüglichkeit zur Dynamik des Seinsbestandes des Urwesens an sich, dann diese aber als “sophia“ nunmehr aus jenem dynamischen Urwesen darzustellen. Damit ist die moderne Gnosis (Voegelin) einer Immanenz des in sich gewendeten Umlaufes zugunsten der Befreiung je anderer durchbrochen.

I. “Zur Postmoderne“

Postmoderne ist ein plastischer Begriff, der teils aus der Architektur - gegen den Funktionalismus - wie aus anderen bildenden Künsten in Nachfolge der Sezession, oder aber aus der Literatur in Abbruch übersteigerter Selbstreflexivität stammt, teils jedoch aus dem Ernst des zivilisatorischen Umbruches der klassischen Wissenschaften und deren technisch-institutioneller, zuletzt dem abstrakten Markt als Anwendung abstrakter Arbeitsteilung und Tauschabstraktion sein Aufbegehren zeigt. Sind Einsteins Relativitätstheorien – mit nicht geringer Mühe, wie Heinrich Lange, zum Teil Cassirer zeigte – noch aus Kants “Dynamik“ des Lichtpendels bzw. seiner “Phänomenologie“ in den “Metaphysischen Anfangsgründen ...“ –  hier als bewegliche Beobachter gegenüber beweglicher Energie-Masse, dort als Maß des Mannigfaltigen in der Zeit – und nicht der Zeit selbst, abzuleiten, so ist es mit weiterem Fortschritt, etwa der Bestimmung zwischen Negentropie und Entropie, anders: Weder die Zerlegung des Atomkerns in Elektronen, Neutronen, Photonen, Neutrinos, Quarks, namentlich deren Zerteilung in desidentifizierbare Info-Wellen sind mit irgend einer klassischen Aleatorik (wie etwa der Diskussion zwischen den Kopenhagenern und Einstein-Bohm) zu eruieren; noch auch sind Doppelwendelstrukturen des aufgebrochenen Zellkerns, ihren Informationsträgern nach variabler Viererkombinatorik, sei es durch Neodarwinismus, sei es deren synthetischer Strukturgenese mit Rücksicht auf Mendel oder Lamarck in die jüngsten biochemischen Analysen einzubringen.

Aus der Postmoderne wird “Prämoderne“ im Sinne von Jo. Brott als spielerisch, perspektivistisch im Rahmen einer “dekonstruktivistischen“ Näherung, wie dies Heidegger in seiner von Gottl-Ottlilienfeld übernommenen Zusammenführung von expressionistisch-etymologischer und anderseits pragmatischer Sprach-Dimension schließlich gemäß der Doppelbedeutung von “Hermeneutik“ einbringt. Hermes zu Füßen des die Götter schmähenden Prometheus. Diese Figur läßt die Annäherung der sog. Postmoderne an Nietzsche nahe an Derridas Aufbrüche der Texte am Text, gleich ob “szientifisch“, poetisch, philosophisch herankommen; darin zeigt sich eine Tendenz der Kongruenz von Philosophie und Literatur, dagegen jedoch Philosophie entweder als auf Kybernetik zusteuernden Logozentrismus oder aber als Aphoristik im Sinne von Nietzsches verdichteter Kristallkonzeption.

II. Postmoderne nach Nietzsche

In diesem Sinn ist Postmoderne immer noch auf Nietzsche gerichtet, sucht allerdings selbst gegen dessen oft naiven positivistischen Wissenschaftsbegriff (und dessen hintergründiger Metaphysik ihre Wende - man denke an Carnaps Metasprach-Konzeption), desssen Stringenz sich ohnedies auf Naturwissenschaften mehr denn auf Gesellschafts- oder Geisteswissenschaften richtet. Hat sich ein Eric Voegelin als Vor- und Frühgeschichte erst ankommender Postmoderne die Gnosis als Grundlegung der Sozialwissenschaften aufgebaut (Order of History, Science of Politics, Gottesmord und viel anderes), so wird sich Rombach unverdrossen auf Strukturhermeneutik als Partial- und Fundamentalwissenschaft einmauern, sodaß etwa legitimierendes Primärwissen mit Sekundärwissen jederzeit in Korrelation oder gar als verkehrter Tausch gedacht werden können, man frage nicht, wie.

All dies zusammen genommen, hatte schon R. Pannwitz dazu verleitet, Nietzsches Konzept des Übermenschen als Krisis europäischer Kultur, somit auf einen postmodernen Menschen zu verweisen. Und als mehr als eineinhalb Jahre später Fale Omiz eine Folgeform Spengler-Frobenius´scher Kuklturabläufe freispielten, war das autopoietische Muster, das ab 1875 den Schellingianer K. Frantz zu einem Metanaturalismus nationalstaatlicher Prägung stilisierte, war also die Wurzel für globalen Postmodernismus freigelegt.

Demnach erweise sich eben die Vollendung des Modernismus im Fin de Sičcle 1896- 1905, der postmodernismo zwischen 1904 und 1914, während der ultramodernismo bis nahe an die alles zerstörende Machtergreifung Hitlers, Extrem der an dessen praktizierender Gnosis im Sinne Voegelins heranrückt. Ähnliche Einteilungen wird der spätere Toynbee übernehmen, da die ehemaligen Vorreiter neuer Epoche in die klassische Moderne zurückfallen.

Selbst L. A. Fischlers Interpretation der Pop-Art wird sich damit als “postmodern“, wenn die Durchbrechung der Grenzlinie zwischen Wünschbarem und dem nur möglicher Weise Realen nur gelänge, gefallen lassen müssen.

Jedenfalls scheint als “condition postmoderne“ bei Lyotard so etwas wie postindustrielle Kultur angesagt, transformiert in postmoderne Hegemonie der informatorischen Kybernetik auf, wobei Metaerzählungen wie Alternativwelten gemäß alternativer Sprachspiele eine Neubelebung des Wahrheits- und Gerechtigkeitsbegriffes mit sich bringen, indem sogar das Inkommensurable ertragen wird. Von hier aus zeige sich Modernismus als Weiterführung von Transzendenz: in “atemberaubender Geschwindigkeit“ werden Künstler, Philosophen, selbst Wissenschaftler überholt, die sich gerade zuvor als postmodern gebärdeten. Umberto Eco wird hierzu feststellen, daß jede Moderne eine Postmoderne zur Steigerung der Radikalität in sich trägt.

Distanzierter noch war ja der die “Erkenntnistheorie Nietzsches“ aufbrechende Habermas. Gegenüber dem “Projekt der Moderne“ sei festzuhalten, daß dies - nicht nur wegen ihrer Strukturierung als “objektiver Geist“ wie etwa auch “Diskurs“ bei den Deutschen - immerhin aber seit dem Postmoderen und Ultramodernen preisgegeben werden muß.

 III. Umstände aus gegebener Situation

Diese Situation gegeben, wird

1.) ein der Moderne entsprechende Koordinatensystem darzustellen sein.

2.) Hier wird jede wohlproportionierte Achse zugleich der je früheren eine entsprechende Wende verleihen, somit eine Trennung zwischen Ordnungsstrukturen und deren Gegenbewegungen (etwa Wirklichkeit versus Mythos) vornehmen.

3.) Jede Achse, zuerst als Ordinate, dann nach den Abszissen, wird dem vordem Verbindlichen eine nicht mehr gangbare Dimension, also Mythos und Magie; Hörensagen bloßer Gnosis gegenüber begründeter und ausweisbarer Erfahrungserkenntnis, der linguistischen Achse in die Tiefe der Welt - Spannung zwischen Ausdruck und Darstellung - gegenüber Sprachverhexung von Gaunersprache die entsprechende Grenze ziehen.

4.) Diesem Koordinatensystem jheweils eingeschrieben ist eine jeweils extremale Reflexion, welche zur Basis das Bathos der Erfahrung, theoretischer (im Versuch) wie praktischer (als Versuchung) die Differenzierung von bloßem Erfahrung Haben, der Kontingenz des Machens und Anstellen durchzuüben hat. Damit sind sowohl gesta vel facta, die Motive, ihrer Spannung zwischen Passionstendenzen und Leidenschaften, ebenso wie ihre Erweiterungen beachtet, zugleich jedoch zuzugeben, daß hier jede Wendung sich vor Engführung zu hüten habe.

5.) Anderseits ist der noch durchzugehenden Grenze und Umwendung von Reflexion (zum Kompositiven hin), das Unvordenkliche vorausgesetzt, was Platon nie auszusprechen oder niederzuschreiben sich unterstanden hat, als pragma autň jenes, was sich womöglich bei Wittgenstein nur zu zeigen vermag, indem es sich der Sprachlichkeit entzieht, ohne jedoch der Sprache entbehren zu können.

6.) Die beiden Extreme, um deren Fixierung willen wir uns im postmodernen Denken anstrengen, sind einerseits eine als Cyberspace eingerichte angestellte Erfahrung eines in die je als widersprüchlich erscheinende oder zu komplexe Komponenten versenkten Gefüges zwischen “spiritus malignus“ und “argumentum a priori“ oder “ontologischem Argument“: zusammengezogen an Hand der Kontingenz aus Materialität und bestimmender Bewegungsstruktur, sowie der Folgebestimmung des Warum? und Wozu? als Differenz hypothesenbildendeer Kausalität durch Freiheit gemäß Einbeziehung der Faktizität von Ordnungsmustern und Zweckbestimmungsetzen. Diese Verbindlichkeiten setzt zus Systematisierung und deren steter Modifikation zweierlei voraus: Einerseits den Willen zum Chaos (im Sinne des spiritus malignus) von Descartes bis Maxwell- Verlängerungen nach zuvor und zurück nicht einberechnet - anderseits eben die oben genannte Zusammenziehung der mannigfaltigen Weisen des Warum? (z. B. nach der Basis der quinque viae thomistisch-aristotelischer Tradition) gemäß dem Gelenk des “unum argumentum“, welche auf beliebiger Ebene ein Argument nach Konsens gemäß verbindlichen Regeln zusammenzuhalten vermag.

IV. Cyberspace konkret.

Ist jene letzte Instanz einmal gegeben, zwar als Rahmen und Grenze des Vernünftigen gesetzt, so folgt: wenn kein selbständig Autopoietisches, dann ein Einstein´scher Gott; wenn ein selbständig in Autopoiesis eingebundener Kybernetes, dann gemäß der Hypothese der Sparsamkeit Occams ein Zusammenziehen der beiden urwüchsigen Voraussetzungen des Chaos als “spiritus malignus“ und einer Variante der Voraussetzung des “Abgrundes“ für unsere Vernuft“ (Kant). Verbinden wir diese Instanzen jetzt gemäß den Regeln der Parsimonie sowie der Occam´schen Minimierung der Voraussetzungen, dann erscheint uns die derart als Erfahrung angestellte Vernunft, gemäß ihren drei Dimensionen als Cyberspace: zuletzt auf jedwedes erkennbar-Erfahrbare als die entsprechende Konstruktion ausgerichtet. Auf dieser Ebene kommt es sogar so weit, daß die Antagonismen des Unvordenklichen des unum argumentum - ebenso wie dessen Chaos-Hervorbringen als spiritus malignus - trotz alles Sonnentodes, Boltzmann´scher Wärmeverteilung, all dies als bloß in der Zeit bestimmt, als überflüssig erscheint.

V. Das Antagonistische: Anthroponarzißmus.

Anderseits jedoch mit Bezug auf das Auseinandertreten im “Erfahrung machen“, ist zu beachten, und zwar jetzt nicht im Sinne der hypothesenbildenden Kausalität durch Freiheit, vielmehr im Neubeginn einer die Zeit selbst bestimmenden Kausalität aus  Freiheit: Die Postmoderne hat nicht nur den Cyberspace freigesetzt, sie kennt alleweil noch neben dem Humphry Bogart-Syndrom, daß das Bessere das Bessere selbst des Guten  ist, die Verbindlichkeit des “Du kannst, denn du sollst“ entgegen dem “Du sollst, denn du kannst“ (gemäß jenem Syndrom), dies zwar in dreierlei Perspektiven: Letzteresn vermag keine keine double-binds aufzulösen, ersteres vermag es. Letzteres hat als Legitimität ihres Legalen oder quasi Ethischen entweder den genannten Utilitarismus des Besseren für die größte Anzahl oder aber die Evolutionstheorie des Besseren in Zähmung der Affekte nach Evolutions- oder Selektionstheorien. Als letztes Rückzugsgebiet ist ihr “fairness“ oder “anerkannte Rechtschaffenheit“ verblieben, die ihrerseits (wenn nicht utilitaristisch fundiert) jedoch die Übereinstimmung aller, also des axios, Axiom einer Relevanz- oder Dignitätstheorie, somit der Verbindlichkeit der Kausalität aus Freiheit bedürfen.

Somit steht die Formel “du sollst, denn du kannst“ auf schwachen Füßen, weil sie “Sollen“ immer schon (was auch der Inversion nicht erspart bleibt) durch die Vereinbarung von Willen und der je stärkeren Neigung aus Leidenschaft bzw. aus Passion zusammengesetzt ist. Sokrates soll nicht, er will, nennt diesen Willen, als daimonion sogar “heilig“, wie die Aristoteles, der Willen, gemäß Kant, an vernunftgemäße Begierde heranrückt, mangels Konzilianz tadelt, die späte Moderne, auch die Postmoderne Sokkrates sogar als Fascisten kennzeichnet.

Aus besagtem Grund der aristotelischen drei Stufen des Entscheidungsganges, bleibt bei ihm doch Wille, auch wennn vernunftgemäß, immer noch sublimierter Neigungsverbund in einem eizelnen, zwischen je anderen, Verschiedenen. Kant hingegen setzt das Sollen im vorhinein schon in eine Synthesis zwischen (heiligem Willen) und Neigung, fragt sich jedoch, wie diese Synthesis aus Pflicht je mit Neigung pure zusammenkommen mag. Dies bedarf zunächst Ewigkeitspostulats des freien Willens zwischen Gut und Böse, da es eben einer künftigen Ewigkeit bedarf, kollektiv (als Einzelner und in Gemeinschaft) diese beiden Momente zusammenzubinden.

Nach dem augustinischen Rousseau ist auch amour de soi - Spiegelbild der Gottheit -stets dem eigennützigen amour propre ausgesetzt, was höchstens sich selbst im anderen liebt und schätzt; nur in Nachahmung göttlicher Eigenliebe - bzw. fraternité nach Rousseau - ist in Zukunft ewigkeitlich die Divergenz zu bezwingen.

Anders steht es mit der distributiven Einheit, da der gute Wille des Sollens auf der einen Seite, Neigung auf Seite des oder der je anderen zum Tragen kommt, auch wir selbst könnten der je Andere sein, da die Bonität der Handlungsfolge je anderer also in Frage steht.

Hier ist es die ausdrücklich als Synthesis a priori (AA VI. 6 ff. Anm.)dargestellte Verbindung des Willens mit mit der Handlungsfolge je anderer, der Gott mitten unter uns und eben nicht als Geist der sich am anderen, also der Iche des je Im-anderen-bei-sich-Seins gnostisch weiß und genießt wie bei Hegel. Vielmehr ist es die allem zuvor schon gewahrte Figur des Aus-Sich-Herausgetretenseis der Gegenwart der Gottheit, welche uns herausfordert - gemäß Richard von St. Victor - die Verbundenheit des Urwesens in seinen beiden Attributen, dre Folgen und ysechs Dimensionen der Wechselwirkung mit uns einzugehen. Um jene beiden rechtfertigenden Momente zusammenzubringen - jetzt relationale Gegenwart und Zukunft der Unsterblichkeit - ist Kant auf der Suche nach einem Postulat, Natur in uns oder Neigung mit dem Heiligen Willen in Übereinstimmung zu bringen. Er findet dies in der uns schon aus der Kybernetik wohlbekannten Struktur der Kontingenz eines Erfahung Machens, da das Postulat des Antagonismus der Freiheit auf unserer oder auf Seiten des Absoluten zur Diskussion gestellt war. Jene beiden extremen Momente des Kollektiven und Distributiven sind nun durch die physikotheologische Postulatorik einer Gewesenheit der Zeit selbst (nicht der Innerzeitlichkeit) zusammengefügt und in Ethikotheologie vereint.

Nun sahen wir jedoch, daß etwa im Sollen als gehemmtem oder heiligem Willen entgegengesetzter Neigung genau jene Befremdlichkeit eintritt, und in der immer aus sich herausgehenden Gottheit seine Spuren und Mutungen abzeichnet. Dessen Anderheit sei Resultat der Wechselwirkung im vorausgesetzten Urwesen (z. B. als Wechselwirkung von pneuma und logos, etwa noch vor bestimmter Zeitwahl die unendliche Varianzfülle möglicher Welten, wie sie Leibniz in sophia manifestierte. Als Kränkung sei der Rückbezug auf sich, zugleich die schon einmal begonnene Fremdsetzung als eine die gegen das Unvordenklich Gewendete der Widrigkeit der Machtfülle eines spiritus malignus verbindlich (der immerhin nur durch die Fülle der Weltenmöglichkeiten als Geschaffenes hindurchgegangen gedacht werden kann) entgegenstehen, dessen Potenzen jedoch zu einer je besseren Schöpfung abgeworben werden muß. Dieser Rückzug auf sich selbst ist namentlich seit Augustinus zur legalisierenden Philautie des Urwesens degeneriert und pervertiert; erst bei Richard ist diese Figur teilweise aufgehoben, bei Kant in Nachfolge Leibnizens wird sie positiver darzustellen versucht, als vermutet. So ist es vielmehr unsere Eifersucht, Beleidigung, Kränkung, welche jenen Narzißmus des Widerstandes unserer Neigungen gegen heiligen Willen aus Wille, Vernunft, Weisheit der Gottheit überträgt, statt die Zeitenwende zunächst an uns zu finden, von uns zunächst einmal abzusehen: Anstatt dessen wird das “redi in teipsum“ von der Gottheit her in allerlei verrenkten Wendungen abgeleitet, ohne auf die Gefahr der Säkularisierung perverser Strukturen zu achten..

VI. Der Antagonismus und die passage

Also stehen einander gegenüber Anthroponarzißmus und kybernetischer Cyberspace, einander zugleich die Voraussetzungen abtragend und sich gegenüber doch wechselweise im Im-anderen-bei-sich-Sein ergänzend.

Dies ist der unmittelbar spätmoderne Zustand, zugleich Herausforderung einer Passage durch jene beiden Extreme hindurch, die zu Platons pragma autň hinüberreicht, also das unvordenklich immer schon Aus-sich-Herausgetretensein in mannigfachen Potenzen, soweit für uns überhaupt sagbar. Wenn seine Schüler Aristoteles und Leibniz nach einem Rad, der Abszisse der erkennbaren Seinsgründe apeiron, peras, perainon, peperasmenon, umwenden, damit die ursprüngliche Ordinate im Anschauung, Bestimmbarkeit als Diskursivität; Handlungsdynamik und Vernunftweisheit wenden, so wird der Weg zumindest der bloßen Umkehr der sprachlich-synthetischen Tiefe der Welt, zwischen Darstellung und Ausdruck, nicht weit von einer noch radikaleren Umkehr sein, welche das Hörenkönnen dem transzendentalen Bestimmen noch vorauszusetzen verlangt..

Wir finden diesen Gang in Leibnizens esoterischem Briefwechsel, da er zwischen analysis a priori und synthesis a posteriori noch eine Sprach-Rhetorik (im Sinnne einer hearer-identification) faßt, welche er zunächst nach Duns Scotus vinculum substantiale nennt, zugleich die reine Analysis seiner Frühzeit und der exoterischen Werke der Spätzeit in Frage stellend.

Kant hat dies als seiner Darstellung mittels der Synthesis a priori ursprünglich Entgegengesetzter ausgedeutet, damit der Differenzierung des Urwesens im Sinne eines Richard von St. Victor nach Urgrund, Abgrund und Ungrund - gemäß zweifacher Attribution, dreifacher Folge und sechsfacher Wechselwirkung - weitgehend entgegenkommend. Diese Dimensionen hier zu erörtern, würde den Rahmen dieses ersten Forums sprengen, andere Gelegenheiten sind abzuwarten.

VII. Ein Ansatz zur Lösung des Antagonismus der Postmoderne

Doch erst durch die Darlegung dieser Dimensionen von uns aus, als je Ersteres von uns her, auch nach den “dynamischen Potenzen“ sei es des Modalen der Raum-Zeit, sei es des Relationalen von Austeilung statt Besitz, Kooperation statt Kompetition, konkretem Tausch statt abstraktem Markt sind die Instanzen von Cyberspace und Anthroponarzißmus in besagter Passage unserer Lebenswelt zu hintergehen.

Die Hauptthese meiner Überlegungen bleibt nach dieser Skizze, welche in anderen Büchern ausgearbeitet ist, folgende: Mythos und Magie, Hörensagen bloßen Zeugnisses und deren Gnosis versus Sprachverhexung in Gaunersprache ist ihre Umkehr in diesem Maße zuzugestehen, in welchem unsere Semantik von Besitz, Dominanz der Kompetition, täuschender Tausch nicht die Zumutung ihrer Umkehr in feoff (Verteilung), Dominanz der Kooperation, und gebendem statt täuschendem Tausch blockiert. Damit ist Bereitschaft für präsente Inkarnation des sich beschränkenden Urwesens als Urgrund nicht mehr unerhört. Vielmehr würde in der angedeuteten “passage“ erfahrbar, ja anstellbar, da Abgrund und Ungrund schon auf leisen Sohlen an uns vorübergegangen sind. Dann wird (abgesehen vom erneuerten Mythos und zumutbarem Hörensagen des Zeugnisses) selbst jene Gaunersprache in entsprechendem Sprachduktus der Verhexung umgewendet, die neuerdings erhobene Vornehmheit der Philosophie auf ihre Aufgabe zurechtgestutzt: eine Semantik der Anthropologie zu liefern, welche unsere Lebenswelt gegen Cyberspace und Anthropomorphismus gegen den spiritus malignus des Im-anderen-bei-sich-Seins zu schützen imstande ist.

Hier findet auch ein nicht zuletzt durch Nietzsche eingeleitetes Gespräch mit postmodernen Konfigurationen statt, welche auch das von sich Befreite, auf je anderes Gewendete Idiom der Vermengung des Von-Sich-Absehens mit dem Vereinnahmen hinter sich gelassen hat.

Diese Verlassenschaft öffnet sich auch der Darstellung und dem Ausdruck der Dignitäten je anderer Traditionen, ohne auf den so belasteten “Kulturbegriff“ zurückgreifen zu müssen; dieser ist eine Rückinterpretation der communio primaeva aus der mei et tui originaria.

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